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Statement zum Protest in Upahl – vom Fackelmarsch zur Lichterdemo


Unser Sachkundiges Mitglied Falk Pollehne hat sich am 4. März 2023 vor Ort ein Bild gemacht


Die Teilnehmerzahl war im Dunkeln schwer zu schätzen, aber ich würde sie auf um die 500 Leute ansetzen. Davon ca. 20% Kinder unter 12, der Rest auf alle anderen Altersgruppen verteilt, auch viele alte Leute. Fast alle kamen in größeren Gruppen als Familien oder Nachbarn und anscheinend auch vorwiegend aus Upahl oder den Nachbargemeinden. Vor dem Abmarsch gab die Polizei Richtlinien zum gewaltfreien Ablauf bekannt, was von den Demonstranten zustimmend aufgenommen wurde. Dann setzte sich der Marsch um 18.30 ohne Redebeiträge in Gang und der Zug lief 1,5 Stunden durch das Gewerbegebiet, wobei er auch zweimal an der Container-Baustelle vorbeikam, auf der unter Flutlicht tatsächlich noch gearbeitet wurde. Ich habe während des Marsches keine einzige Fackel im Hauptfeld gesehen. Viele Teilnehmer hatten sich bunte LED-Lichterketten umgehängt und die Kinder flitzten mit LED-Stäben herum. Die Gespräche drehten sich eher um alltägliche Themen, die man unter Nachbarn anspricht. Ich habe im gesamten Zug kein Wort der Fremdenfeindlichkeit gehört und auch keine Symbole gesehen , die auf Gruppen mit entsprechendem Hintergrund hindeuten. Um 20.00 h bog der Zug auf einen Versammlungsplatz ein, auf dem in Schalen zwei Feuer brannten. Ungefähr die Hälfte der Leute ging gleich ins Dorf weiter, vielleicht 200 nahmen an der Versammlung teil. Eine Organisatorin hielt eine kurze Rede von ungefähr 5 Minuten, in der sie die Teilnehmer begrüßte und sich über die breite Solidarität freute, die der gedankenlosen Planung der Politiker (keine Namen) gegenüberstünde. Das Urteil des Gerichtes wurde erfreut zur Kenntnis genommen. Es wurde aber mit großem Bedauern festgestellt, dass Upahl jetzt ein Stempel der Fremdenfeindlichkeit aufgedrückt worden sei, obwohl ein Großteil der Bewohner den Geflüchteten positiv gegenüberstünde und sich primär gegen die menschenunwürdige Art der Unterbringung wende. Auch seien die Bürger in Upahl nicht dafür verantwortlich, dass jetzt Menschen in Turnhallen untergebracht werden müssten, sondern das Planungsversagen der Politik. Dem allen wurde durch Klatschen zugestimmt und es folgte eine bunte Lasershow mit unpolitischer Pop-Musik, Chansons und harmloser nachbarschaftlicher Unterhaltung. Um 20.45 löste sich die Versammlung auf.


Fazit
Eine friedliche und freundliche Demo von engagierten Bürgern ohne einen Hauch von Aggressivität, Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus. Niemand tat sich mit Symbolen oder Sprüchen in dieser Richtung hervor. Ich finde, die Upahler haben genau das gemacht, was sie dürfen und auch unbedingt sollen: Sich zivilgesellschaftlich organisiert und gewaltfrei für ihre Interessen demonstriert. Ich hatte von dem angekündigten Fackelmarsch etwas völlig anderes erwartet und bin positiv durch eine friedliche Lichterdemo überrascht worden.


https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/nordwestmecklenburg/grevesmuehlen/upahl-so-lief-die-protestaktion-gegen-geplante-fluechtlingsunterkunft-45N2K5EMOJGO3KCHLQ3BRXPTZA.html


9. März 2023